In der Reisebranche hat sich in den letzten Jahren ein Begriff etabliert, der zunächst vertraut klingt, bei näherer Betrachtung jedoch eine differenzierte Einordnung verlangt: der Travel Advisor. Während viele Verbraucher mit dem Begriff automatisch einen klassischen Reisevermittler assoziieren, ist die tatsächliche Rolle eines Travel Advisors oft eine ganz andere – und das hat sowohl rechtliche als auch praktische Konsequenzen.
Was macht ein Travel Advisor?
Travel Advisors verstehen sich in erster Linie als individuelle Reiseberater. Ihre Tätigkeit ist darauf ausgerichtet, maßgeschneiderte Reisevorschläge zu entwickeln, komplexe Planungen zu begleiten und Kunden bei der Auswahl von Destinationen, Unterkünften, Transportmitteln und Aktivitäten zu unterstützen. Der Fokus liegt dabei nicht auf dem Verkauf fertiger Pauschalreisen, sondern auf persönlicher Beratung und Kuratierung.
Keine Vermittlung, kein Vertragspartner
Im Gegensatz zum klassischen Reisebüro schließen viele Travel Advisors keine Verträge im Namen von Reiseveranstaltern ab. Sie treten nicht als Vermittler auf, sondern unterstützen Kundinnen und Kunden bei der eigenständigen Buchung über Drittanbieter. Manche Advisors arbeiten sogar vollständig auf Honorarbasis – sie erhalten kein Geld von Hotels, Airlines oder Plattformen, sondern ausschließlich vom Kunden. Das bedeutet: kein wirtschaftliches Interesse an bestimmten Anbietern, dafür aber maximale Unabhängigkeit in der Empfehlung.
Ein Geschäftsmodell aus den sozialen Medien
Die neue Generation von Travel Advisors ist häufig auf Plattformen wie TikTok, Instagram oder YouTube aktiv. Dort präsentieren sie sich als Expert*innen für bestimmte Regionen oder Reisearten – oft mit großer Reichweite. Aus kurzen Clips oder Reels werden individuelle Beratungsangebote entwickelt, die meist über Links oder Formulare buchbar sind. Manche bieten auch digitale Reisepläne, Checklisten oder persönliche Q&A-Sessions an. Die Grenzen zur klassischen Influencer-Tätigkeit sind dabei fließend.
Ein feststehender deutscher Begriff für diese neue Berufsrolle hat sich bislang nicht etabliert. Bezeichnungen wie „Reiseberater*in“, „digitale Reiseplaner“ oder schlicht „Travel Advisor“ sind im Umlauf, erfassen aber oft nicht die ganze Bandbreite dieser hybriden Tätigkeit zwischen Beratung, Content Creation und Community-Aufbau.
Rechtliche Abgrenzung wichtig
Aus rechtlicher Sicht ist die Unterscheidung zwischen einem Reisevermittler und einem beratenden Travel Advisor nicht nur theoretisch. Wer als Vermittler auftritt, unterliegt bestimmten Informationspflichten nach § 651a ff. BGB und haftet unter Umständen für Fehler in der Buchung. Ein reiner Berater hingegen, der lediglich Empfehlungen ausspricht und keine Verträge vermittelt, ist rechtlich anders zu behandeln. Für Verbraucher ist es deshalb wichtig zu wissen, mit wem sie es zu tun haben – und für Advisors, ihre Rolle klar zu definieren.
Fazit
Travel Advisors bringen ein hohes Maß an Fachwissen, Individualität und oft auch digitale Reichweite in die Reiseplanung ein – ohne automatisch Vermittler zu sein. Wer sich beraten lässt, sollte jedoch genau hinsehen: Erfolgt nur eine Empfehlung oder auch eine Vermittlung? Denn davon hängt nicht nur das Honorar ab, sondern auch, wer im Falle von Problemen haftet.